Die Geschichte des Priesterseminars St. Wolfgang

Die Geburtsstunde des Priesterseminars der Neuzeit schlägt mit dem Konzil von Trient (1545-63). Es fordert, dass in jeder Diözese ein Seminar errichtet wird. In Regensburg, wo es eine besonders lange Geburt wurde, gab es zu diesem Zeitpunkt nur die Domschule zur Unterweisung des Domklerus. Den ersten Versuch unternimmt Bischof David Kölderer bald nach dem Konzil. Er stirbt, bevor er die Reform vollenden kann. Diese Formulierung wird man sich für die kommenden Jahrhunderte merken müssen. Mal bremsen die bayerischen Herzöge, mal das Domkapitel oder die Zeitumstände, jedenfalls geht es einfach nicht voran. So auch bei den drei weiteren Versuchen im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Unter anderem war damals der Salzburger Hof, an der Stelle der heutigen Dompost, als Ort für das Priesterseminar im Gespräch.

Eine neue Etappe beginnt mit Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg. Zu seiner Zeit sind – nach dem 30-jährigen Krieg – 300 Seelsorgsstellen unbesetzt. Er benennt die alte Dompräbende St. Peter in “Seminar zum Hl. Wolfgang” um und eröffnet 1653 das Haus mit neuer Leitung.

1679 zieht das Priesterseminar in den Augsburger Hof um, heute steht dort gegenüber von St. Kassian die Sparkasse. Sechs Alumnen hatten hier Platz. Wegen ihres blauen Talars, wohlgemerkt nicht als Zustandsbeschreibung der Seminaristen, nannte man es das “Blaue Seminar”. Für hundert lange Jahre veränderte sich wenig. Dann sind es zwei Pfarrer, die neue Bewegung in die Sache bringen: Joseph Kugler von Pfreimd und Wilhelm Vischer von Kemnath. Kugler wird auch für zwei Jahre Regens, dann setzt sich seine Gemeinde durch, die ihn lautstark zurück fordert. 1787 zieht das Seminar in das durch die Auflösung des Jesuitenordens (1773) freigewordene Kolleg St. Paul bei Obermünster um. Jetzt hatten bis zu 40 Alumnen Platz. Es folgt die Ära von Georg Michael Wittmann, der ab 1788 Subregens und dann ab 1803 für dreißig Jahre Regens war. Zwar wurde durch einen Glücksfall das Regensburger Seminar nicht wie die anderen altbayerischen Seminare aufgelöst. Dafür geriet das Kolleg St. Paul bei der Beschießung Regensburgs durch die Franzosen im Jahr 1809 in Brand. Und die Seminaristen machten sich auf eine 13-jährige Wanderschaft.

Zuerst quartierte man sich bei den Franzosen ein, also unserem Haus gegenüber im französischen Gesandtschaftgebäude (ehemaliges Polizeipräsidium). 1810 nahm Fürstprimas Carl von Dalberg das Seminar in seinem Haus am Domplatz auf.Dann kam es ins Kloster St. Emmeram, kehrte zurück in die alte Dompräbende und auch noch einmal in das Haus bei St. Kassian. Schließlich erreichte der damalige Koadjutor und Generalvikar und spätere Bischof Johann Michael Sailer nach dem Tod der letzten Fürstin des Reichstiftes Obermünster bei König Ludwig I. die Überlassung dieser Gebäude. Am 31. Oktober 1823 zogen dort 48 Alumnen ein. Betrug die Seminarzeit z. B. in Prag und Salzburg bereits vier, in Augsburg, Bamberg und Würzburg immerhin zwei Jahre, so brachte es Regensburg zu dieser Zeit gerade auf 10 Monate. Erst 1852, unter Bischof Franz Xaver Schwäbl, war genügend Kapital für einen zweiten Kurs zusammen.

Nun allerdings wurde der Platz wieder zu wenig. Bischof Ignatius von Senestrey hatte ein Auge auf das Schottenkloster St. Jakob geworfen, in dem es nur noch wenige Mönche gab. Mit seinen guten Beziehungen zum Papst, erreichte er tatsächlich die Aufhebung des Klosters, in das nach umfangreichen Umbaumaßnahmen im Juni 1872 die Seminaristen einzogen.

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