Apr
30

Die Mallersdorfer Schwestern nehmen Abschied aus dem Priesterseminar

geschrieben von MP


Im November 1860, fünf Jahre nach Gründung der Gemeinschaft der “Armen Franziskanerinnen von der Hl. Familie” begleitete der Selige Paul Josef Nardini sechs Schwestern nach Regensburg ins Klerikalseminar, wo sie von da an ihren Dienst taten: auf ihre Weise als Ordensfrauen Geistlichkeit und Gastlichkeit in dieses Haus voller Männer zu bringen. Mit ihren über 140 Nachfolgerinnen haben sie das in beeindruckender und prägender Weise bis auf den heutigen Tag getan.

Noch bevor aus den Schwestern “Mallersdorfer Schwestern” wurden, denn das Mutterhaus im ehemaligen Benediktinerstift Mallersdorf bezog die Ordensgemeinschaft erst im Jahr 1869, waren sie mit dem Regensburger Priesterseminar am Ende 160 Jahre lang engstens verbunden.

Mit dem Fortgang der letzten Schwestern am 30. April 2020 geht diese Geschichte zu Ende – und lebt doch fort. Was die Hausgemeinschaft in diesem Moment empfindet, bringen die Worte des Seminarsprechers Tobias Asbeck zum Ausdruck, die er für die Verabschiedung gefunden hat: 

Liebe Schwester Angelina, liebe Schwester Leopoldine, liebe Schwester Agnesia,

in den letzten Tagen – das sage ich besonders für die, die zuhause sind – war eine komische Stimmung hier im Haus – und das nicht bloß wegen der Corona-Krise. Türen waren aufgekeilt, Transportautos standen auf dem Parkplatz. Sachen sind verpackt worden, Möbel sind rausgetragen und weggefahren worden. Und zurück geblieben ist ein Gang im Haus, der immer leerer geworden ist.

Es war nicht zu übersehen, dass hier jemand auszieht. Dass das Sie, liebe Schwestern, sind, das hat sich sicher keiner von uns gewünscht. Aber – und da hoffe ich, geht es Ihnen genauso wie mir – es ist doch absehbar geworden. Und dass dieses Haus hier für Sie vielleicht nicht mehr der beste Ort ist, ja sogar ein bedrohlicher Ort werden kann, das zeigen uns, glaube ich, diese Tage der Corona-Pandemie nochmals deutlicher.

Es ist ein doppelter Abschied. Von Ihnen, liebe Schwestern, als drei Frauen, die das Haus über Jahre, teils Jahrzehnte, geprägt haben – das allein wäre schon schwer genug. Aber nein, es endet auch die Institution „Mallersdorfer Schwestern im Priesterseminar“ – ein Anker der Beständigkeit über fast 160 Jahre hinweg.

Hier und heute dürfen wir Seminaristen zuallererst Danke sagen dafür, dass Sie, liebe Schwestern, unsere und die Ausbildung vieler Seminaristen mit Ihrem treuen und liebevollen Dienst unterstützt haben. Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass es immer ein schöner und beruhigender Gedanke war, zu wissen, dass – egal was im Studium oder im Seminarbetrieb gerade los war – die Schwestern das Ganze mit ihrem Gebet begleitet haben. Was der Herrgott darüber hinaus noch für Gnaden auf Ihre Fürbitte hin ausgeschüttet hat, das können wir gar nicht abschätzen.

Der selige Paul Josef Nardini hat seine Kongregation unter den Schutz der Hl. Familie gestellt, weil er wollte, dass sie selbst eine Familie bildet. Sie, liebe Schwestern, haben diese familiäre Atmosphäre auch in unser Haus gebracht. Sie haben dafür gesorgt, dass man sich hier als Neuankömmling schnell heimisch und geborgen gefühlt hat. Dieser, Ihr Beitrag ist auch mit aller Mühe sicher nicht zu ersetzen.

Was können wir Ihnen versprechen, liebe Schwestern?

Dass wir Seminaristen, die wir Sie gekannt haben, Sie nicht vergessen werden. Dass wir uns dafür einsetzen, dass das Priesterseminar als Institution Ihnen und allen Mallersdorfer Schwestern, die hier waren, ein Andenken bewahrt. Und dass wir mithelfen, in möglichst naher Zukunft nochmal einen würdigeren Rahmen zu finden, bei dem wir Ihnen, vielleicht dann auch gemeinsam mit Schwester Malberta, danken können.

Ich darf noch sagen: Der Herr möge es Ihnen und allen über 140 Mallersdorfer Schwestern der vergangenen Jahrzehnte reich vergelten, was Sie für dieses Haus und uns, seine Bewohner getan haben!

Wir werden uns wiedersehen. In den nächsten Jahren zu hoffentlich noch vielen Anlässen, wie Priesterweihen, Primizen oder Besuchen in Mallersdorf und anderswo. Und irgendwann dann zum großen Wiedersehen im Reich des Vaters.

Liebe Schwestern, Vergelt’s Gott, alles Gute und Gottes Segen!