Apr
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Mit der Bibel in der Hand einmal quer durchs Hl. Land

geschrieben von PS


Kibbutz Yahel/Negevwüste, 18. – 28. Februar

Nachdem wir am Nachmittag des 18. Februar 2013 am Flughafen in Tel Aviv gelandet waren, wurden wir mit dem Bus zur ersten Station unserer Bibelschule im Süden Israels, in den Kibbutz Yahel gebracht. Damit begann für uns 14 Propädeutiker und die beiden Betreuer, Andreas Günther und Martin Siodmok, das „Abenteur Wüste“.

Der erste Tag im Kibbutz war geprägt von zahlreichen neuen Eindrücken: die markante, felsige Landschaft des Negev, die Arava-Senke, die roten Berge Jordaniens, aber auch das Leben und die Leute im Kibbutz.

Vom Anfang bis zum Ende der Bibelschule gab es festen Elemente, die die Tage strukturierten. Dies waren die tägliche Feier der Heiligen Messe, geistliche Impulse und Referate, aber auch Gesprächsgruppen, in denen wir uns über die im Verlauf des Tages gelesenen Texte austauschen konnten.

Die eindrucks- und erlebnisreichsten Tage dieses ersten Abschnitts der Bibelschule waren freilich die vier Tage, die wir im Rahmen des Wüstentreks unter freiem Himmel verlebten. Mit unserem Guide Jonatan, der uns allezeit sicher durch sämtliche Wadis und über jegliche Berge führte, erkundeten wir das Gebiet zwischen dem Kibbutz Yahel und Eilat am Roten Meer, sowie zwischen der ägyptischen und der jordanischen Grenze.

Einen grandiosen Abschluss fand die Wüstentour in 705m Höhe auf dem הר שלמה, dem Mount Shlomo, wo wir spontan das Te Deum und die Bayernhymne anstimmten. Nach dem Abstieg vom Berg begaben wir uns mit dem Bus nach Eilat, wo wir im nördlichsten Korallenriff der Welt schnorchelten, bevor wir uns wieder Richtung Kibbutz Yahel bzw. Richtung Dusche und fließend Wasser aufmachten.

Zwei Tage waren dann anschließend der Erholung gewidmet, dann hieß es Abschied nehmen vom Kibbutz. Unser Weg führte uns daraufhin hin nochmals hinauf in luftige Höhen, auf Massada, die Festung Herodes‘ des Großen. Im Anschluss daran fuhren wir nach Ein Gedi, wo wir einigen Stunden im Toten Meer verbrachten.

Jerusalem, 01. – 09. März

Als wir nach der ruhigen, abgeschiedenen Zeit in der Wüste dann nach Jerusalem kamen, waren wir zunächst vor allem von der Andersheit dieser Stadt fasziniert und vielleicht teilweise auch erschlagen.

Den Reisetag von der Wüste nach Jerusalem hatten wir noch genutzt um uns in Masada, einem sehr geschichtsträchtigen und für den Nationalstolz der Israelis sehr wichtigen Ort, in die Zeit um 72 n. Chr. zurückzuversetzen. Auch am Toten Meer hatten wir einen kleinen Badestopp eingelegt und mit kindlicher Begeisterung festgestellt, dass das aktive Schwimmen in diesem Wasser fast nicht möglich ist und man sich lediglich hineinzulegen braucht.

Doch nun zu Jerusalem. Da wir gerade an einem Freitag ankamen, bekamen wir die kulturelle und religiöse Vielfalt sogleich besonders deutlich zu spüren: Der Gebetsruf des Muezzins tönt aus allen Ecken der Stadt. Die orthodoxen Juden mit schwarzem Mantel und Pelzkappe oder schwarzem Hut rennen durch die Stadt um den Beginn des Sabbats an der Klagemauer nicht zu verpassen. Die allgegenwärtigen Soldaten. Die Händler in den Straßen, die einem unter allen Umständen etwas andrehen wollen. Die engen, meist überbauten Gassen. Auch die vielen, aus allen Zeiten stammenden Kirchen und Kapellen. Allen voran die Grabeskirche, die in einem verwinkelten Areal den Ort der Kreuzigung und den Ort der Auferstehung überbaut.

Dieser Ort war für uns als Christen nicht nur das Zentrum Jerusalems, sondern natürlich auch spirituell die Anlaufstelle Nummer eins. Wie beeindruckend war es, an diesem Ort, an dem uns bewusst wurde, wie konkret und greifbar dieses Ereignis war, auf das wir unser ganzes Leben aufbauen wollen, über das Leiden und die Auferstehung nachzudenken und zu beten. Auch der Kreuzweg, den wir an der Via Dolorosa, dem Leidensweg Jesu, beteten, war ergreifend. Und neben den Erkundigungen, die wir auf eigene Faust anstellten, haben wir einige gemeinsame Ausflüge in die vor und nachchristliche Geschichte dieser uralten Stadt unternommen.

Zu guter Letzt ist noch unsere Unterkunft in Jerusalem zu nennen. Im Österreichischen Hospiz, umgeben von Wiener Kaffeehausmusik, hatten wir eine europäische Oase inmitten des ganzen Völkergemisches gefunden. Zwar war die Zeit in den Schlafsälen mit je sieben Seminaristen nicht immer leicht und es kam auch zu einigen Spannungen, aber darüber sieht man gern hinweg, wenn man Zeit in der „heiligen Stadt Jerusalem“ verbringen darf.

Tiberias, 10. – 22. März 2013

Nach den ereignisreichen Tagen in Jerusalem brachte uns der „Nazaren Express“ den Jordan stromaufwärts in das grüne und blühende Galiläa und zu unserer letzten Unterkunft, dem Haus „Oasis“ der Gemeinschaft Emmanuel in Tiberias. Von dort unternahmen wir in den verbleibenden 12 Tagen unseres Aufenthaltes weitere Exkursionen, z. B. nach Kafarnaum, Caesarea Maritima oder Tabgha, um uns von den gelesenen Stellen der Evangelien, sowie der nachösterlichen Briefe, ein deutliches Bild zu verschaffen. So besuchten wir auch die Stelle am See Genezareth, an der Jesus den Simon Petrus zum Hüter seiner Kirche auf Erden einsetzte, nachdem er ihn zuvor dreimal fragte, ob er ihn denn wirklich liebe.

Natürlich durfte auch eine kleine Fahrt mit dem Schiff nicht fehlen um auch hier, trotz ausbleibendem Sturm, die Bibel ganz intensiv mit zu erleben.

Der Leseschwerpunkt während unseres Aufenthalts in Tiberias lag vor allem auf der Briefliteratur des NT, die uns einen deutlichen Einblick in die Probleme und Sorgen der jungen Kirche gab, welche auch nach 2000 Jahren akut und aktuell sind.

Ein besonderer Moment, der uns allen wohl am stärksten von dieser Reise in Erinnerung bleiben wird, war die Wahl von Jorge Mario Kardinal Bergoglio zu unserem neuen Oberhirten, sowie seine ersten Gottesdienste und Ansprachen als Papst Franziskus, die wir, dank moderner Technik, über das Internet verfolgten.

Nicht nur das angenehme Klima und die wunderbare Landschaft Galiläas, sondern vor allem unsere netten und liebenswürdigen Gastgeber im Haus „Oasis“, Theresa, Anita, Rosi und Gerd machten unseren Abschied vom Heiligen Land schwer. Nach einem opulenten „letzte“ Abendmahl und einer spektakulären Magic Show (mit Zauberer Gerd) haben wir uns kaum aus der Abschied nehmenden Umarmung gelöst, als auch schon der Reisebus auf dem Parkplatz wartete um uns zurück nach Tel Aviv zu bringen. Pünktlich um 9:20 Uhr MEZ und bei viel zu niedrigen Temperaturen landeten wir schließlich auf heimatlicher Erde und waren froh wieder zurück im einzig wahren „Gelobten Land“ zu sein.

Nach einer kurzen Abschiedsrunde machte sich ein jeder auf den Weg nach Hause, denn die Tage der Karwoche in den Heimatseminaren warteten bereits auf uns. Ein Nachtreffen im Passauer Priesterseminar haben wir Seminaristen, sowie unsere Begleiter schon fest in ihren Terminkalender eingeplant.