Okt
30

Auf den Spuren der Fugger: Wohngruppenausflug nach Augsburg

geschrieben von MS


Einmal pro Semester brechen unsere Wohngruppen im Priesterseminar gemeinsam mit ihrem „Kaplan“ (einem Mitglied der Vorstandschaft) zu einem kulturellen Ausflug auf, dessen Ziel sie selber wählen können. Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit. Die Wohngruppe „Resl von Konnersreuth“ machte sich am Samstagmittag gemeinsam mit Präfekt Gerhard Pöpperl auf den Weg in die Fuggerstadt Augsburg.

Nach der Ankunft und dem Bezug der Zimmer in unserem Quartier machten wir uns auf, um für den Rest des Nachmittags die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Ein Teil der Seminaristen besuchte die beeindruckende Moritzkirche. Diese während des Zweiten Weltkriegs weitestgehend zerstörte Stiftskirche wurde von 2010 bis 2013 nach dem Konzept des britischen Architekten John Pawson saniert und neugestaltet. Seither ist der Innenraum der Kirche ganz in Weiß gehalten und verbindet ausgewählte historische Kunstwerke – wie den „Christus Salvator“, ein Hauptwerk Georg Petels – mit moderner, lichtdurchfluteter Architektur, die den Blick auf das Wesentliche lenken soll. Sehenswert war außerdem die Basilika St. Ulrich und Afra, die Grabeskirche der Augsburger Bistumsheiligen Ulrich, Afra und Simpert. Auch das berühmte Gnadenbild in der Kirche St. Peter am Perlach, das Maria als „Knotenlöserin“ darstellt, war einen kurzen Abstecher wert.

Nach einem stärkenden Abendessen klang der Abend in gemütlicher Runde in einer Bar aus.

Am Sonntagmorgen besuchten wir das Kapitelsamt im Augsburger Dom. Nach dem Gottesdienst hatten wir noch Gelegenheit, die romanisch-gotische Kathedrale mit dem weltweit ältesten Glasgemäldezyklus, der romanischen Krypta sowie den zahlreichen meisterhaften Tafelbildern von Hans Holbein d. Ä. noch genauer in Augenschein zu nehmen.

Dann stand eine zweistündige Stadtführung auf dem Programm, die trotz widriger Witterungsverhältnisse bei Regen und starkem Wind ein echtes Highlight darstellte:

Die Tour führte zuerst in das Augsburger Renaissance-Rathaus mit seinem rekonstruierten prachtvollen Goldenen Saal – einst Ausdruck des hohen Selbstbewusstseins und des Reichtums der Augsburger.

Nächste Station war das Maximilianmuseum, wo wir die originalen Bronzefiguren (Kaiser Augustus, Merkur, Herkules) der drei Augsburger Prachtbrunnen bestaunen konnten, welche um 1600 durch den niederländischen Bildhauer Adriaen de Vries geschaffen wurden. Danach führte der Rundgang am Stadtpalast der Fugger vorbei und weiter in die Unterstadt, die einst das Viertel der Handwerker (Weber, Gerber etc.) und der ärmeren Augsburger Bevölkerung war.

Nach dem Überqueren mehrerer Lech-Kanäle gelangten wir schließlich die Fuggerei. Diese stiftete Jakob Fugger im Jahr 1521 für verarmte, katholische Augsburger Bürger und gründete damit die älteste Sozialsiedlung der Welt, die auch heute noch besteht. In den pittoresken, auf mehrere Gassen verteilten Häusern befinden sich insgesamt 142 Wohnungen, deren Jahreskaltmiete heute 88 Cent beträgt und die bedürftigen, katholischen Augsburger Bürgern zur Verfügung gestellt werden. Eine möblierte Schauwohnung vermittelte einen Eindruck vom Leben innerhalb der Fuggerei im 16. Jahrhundert.

Vorbei am Geburtshaus von Bertolt Brecht ging es anschließend wieder hinauf in die Oberstadt, wo die Führung am Rathausplatz endete.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit schwäbisch-bayerischen Schmankerln kehrten die Seminaristen schließlich mit vielen guten Eindrücken im Gepäck wieder nach Regensburg zurück.

(Fotos von Michael Schenkl und Gerhard Pöpperl)